„Mullivaikkal – Warum wir den 18. Mai nicht vergessen dürfen“

Zum Gedenken an den Völkermord an den Tamilen in Sri Lanka

Einleitung: Erinnerung ist Widerstand

Am 18. Mai jährt sich ein Ereignis, das in der westlichen Welt kaum bekannt ist – für uns Tamilen jedoch ein Tag tiefer Trauer ist: das Massaker von Mullivaikkal. 2009 endete in Sri Lanka ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg – doch statt Frieden brachte dieser Tag Tod, Vertreibung und ein Trauma, das bis heute anhält.

Ich bin Tamile. Geboren auf jener Insel, die viele als Urlaubsziel kennen – ich aber als Ort der Stille, der verschwundenen Namen und unerzählten Geschichten. Heute lebe ich in Deutschland und leite ein Gartenbauunternehmen. Ich schaffe Lebensräume – aber es gibt Wunden, die kein Garten heilt. Deshalb erinnere ich. Öffentlich. In Verantwortung.


Tamilen: Eine Kultur, älter als viele Reiche

Wir Tamilen sind Träger einer der ältesten Sprachen der Welt. Tamil, über 2000 Jahre alt, ist nicht nur Sprache – sie ist ein kulturelles Gedächtnis: reich an Literatur, Philosophie, Tanz, Landwirtschaft und spiritueller Weisheit. Unsere Geschichte reicht über Jahrtausende zurück, von den Königreichen Südindiens bis zu den Küsten Sri Lankas – besonders im Nordosten, der Region Vanni.


Kolonialismus, Entrechtung und Pogrome: Der Nährboden des Konflikts

Nach der Unabhängigkeit Sri Lankas 1948 wurden die Tamilen sukzessive entrechtet:

  • 1956: „Sinhala Only Act“ – Singhalesisch wird alleinige Amtssprache.
  • 1972: Neue Verfassung – Tamil wird nicht mehr als Landessprache anerkannt.
  • 1983: Black July – anti-tamilische Pogrome töten tausende Menschen.

Bildung, Landrechte, Staatsdienst – Tamilen wurden systematisch ausgeschlossen. Ein friedlicher Ausweg? Nicht mehr möglich. Der Staat ließ keinen Raum für Gerechtigkeit.


LTTE: Eine Bewegung aus Verzweiflung – und Würde

In dieser Atmosphäre entstanden in den 1970er-Jahren mehrere tamilische Bewegungen – unter ihnen die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE). Anders als im westlichen Diskurs oft dargestellt, war die LTTE keine Terrororganisation, sondern eine Reaktion auf systematische Unterdrückung.

Viele Tamilen sahen in ihr eine Befreiungsbewegung – geboren aus dem Gefühl: Wenn wir nicht kämpfen, verlieren wir unsere Sprache, unser Land, unsere Existenz. Der Widerstand war kein Ziel – er war eine Notwendigkeit.


25 Jahre Bürgerkrieg – und das Schweigen der Welt

Zwischen 1983 und 2009 herrschte in Sri Lanka Krieg. Über 100.000 Menschen starben, die Mehrheit davon Tamilen. Viele wurden vertrieben, viele verschwanden spurlos. Die internationale Gemeinschaft schwieg – zu komplex erschien der Konflikt, zu weit entfernt das Leid.


Mai 2009: Die letzten Tage von Mullivaikkal

Frühjahr 2009: Die srilankische Armee startet eine letzte Offensive gegen die LTTE im Nordosten. Über 300.000 Zivilisten – darunter Frauen, Kinder, Alte – sind eingeschlossen. Offiziell „No Fire Zone“, in Wirklichkeit ein Kessel der Vernichtung.

Zahlen laut UN und Menschenrechtsgruppen:

  • bis zu 70.000 getötete Zivilisten in wenigen Wochen
  • 300.000 Internierte in Lagern
  • Systematische Bombardierungen von Krankenhäusern und Flüchtlingscamps

Der 18. Mai markiert das offizielle Kriegsende – doch für uns ist es der Tag, an dem der Völkermord seinen Höhepunkt erreichte.


Was geschah am 18. Mai?

  • LTTE-Führung erklärt den bewaffneten Kampf für beendet
  • Armee nimmt Mullivaikkal ein
  • Führer Velupillai Prabhakaran wird getötet
  • Tausende Zivilisten werden festgesetzt – viele gelten bis heute als verschwunden
  • Gedenkstätten werden zerstört, Angehörige mundtot gemacht

Völkermord – oder doch nur „Kriegsverbrechen“?

Internationale Organisationen wie die UN sprechen von schweren Menschenrechtsverletzungen, doch vermeiden den Begriff „Völkermord“. Doch aus Sicht der Überlebenden und der Diaspora ist klar:

  • Der Staat hatte die Macht, Zivilisten zu schützen – und tat es nicht.
  • Es gab Anzeichen für gezielte Vernichtung einer ethnischen Gruppe.
  • Tausende Tamilen wurden nicht im Kampf, sondern nach Kapitulation ermordet.

Kanada hat den 18. Mai 2022 offiziell als Tamil Genocide Remembrance Day anerkannt. Auch in vielen Städten Europas wird öffentlich erinnert. In Sri Lanka selbst ist Gedenken bis heute verboten.


Infografik: Der Bürgerkrieg in Sri Lanka – Zeitleiste (1983–2009)


Alt-Text (SEO): Zeitleiste des Bürgerkriegs in Sri Lanka von 1983 bis 2009 mit Fokus auf Tamilen und Mullivaikkal.


Warum wir erinnern – und nicht vergessen dürfen

Heute, 15 Jahre später, kämpfen viele Familien noch immer um Aufklärung. Über 20.000 Menschen gelten bis heute als verschwunden. Gerechtigkeit? Fehlanzeige. Die Täter sitzen in hohen Ämtern. Die Überlebenden – in Stille.

Doch Erinnerung ist Widerstand. Deshalb schreiben wir. Deshalb gedenken wir. Deshalb sagen wir:

Mullivaikkal war kein Ende. Es war ein Bruch. Ein Mahnmal. Eine offene Wunde.


Ein Unternehmen mit Wurzeln – in der Erde und in der Geschichte

Bei der Garten und Landschaftsbau Alfred GmbH glauben wir: Wo Leben wachsen soll, braucht es Ehrlichkeit. Wir gestalten Gärten – aber wir vergessen nicht, woher wir kommen. Wir glauben an Heilung, Erinnerung und die Kraft des Wachstums.


Was du tun kannst:

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  • Gedenke am 18. Mai – in deinem Herzen, in deinem Garten, in deinem Handeln
  • Unterstütze Menschenrechtsarbeit für Sri Lanka

In stillem Gedenken an die Opfer von Mullivaikkal.
18. Mai – Wir vergessen nicht.